In seiner Revue aus dem Jahr 1947 führt Neumann
das wilde Treiben der ‚Eingeborenen' Berliner in der gevierteilten
Stadt als irrer Rummelplatz vor, mit Schiessbudenmajoren, Scheuklappenfrauen,
frühverdorbenen Wunderkindern, und sehr menschlichen Affen hinter
(Zonen-) Gittern. Zum
100. Geburtstag des ‚Insulaner' Kabarett-Gründers Günter Neumann begibt
sich das Kleine Theater auf eine Zeitreise zurück in die Welt des
Berliner ‚Stunde Nulls' - und wirft dabei einen neuen Blick auf ein
Stück Berliner Theatergeschichte.
Urauffgeführt unter einem ausgebrannten Ballsaal in Nürnbergerstrasse,
spiegelte diese Zeit-Revue so hintergründig treffend die schillernde
Berliner Wirklichkeit wider wie es bis dahin noch kein Zeitstück geschafft
hatte, und provozierte dabei die Zensurbehörden sämtlicher Schutzmächte
der Stadt. Den Berlinern, hungrig nach Hoffnung und Orientierung in
einer Welt beherrscht von Stromsperren, Schattenwirtschaft, und Zukunftsangst,
machte die Revue Mut sich dem täglichen Kampf zu stellen: gegen Läuse,
Ratten, Schlangen(-stehen), Mangelernährung und Korruption -.mit anderen
Worten: ums tägliche Überleben.
Kabarett ist oft nur eine flüchtige Momentaufnahme: Schon kurz nach
dem Erfolg seiner Revue befürchtete Neumann sie wäre dem‚Luftbrückengast'
aus Westdeutschland genau so unverständlich wie ein ‚balinesisches
Schattenspiel'. Doch mit ‚Schwarzen Jahrmarkt' erfasste Neumann die
absurd-verzwiefelte Lage der Berliner kurz nach der Niederlage mit
so viel ernstem Witz, dass sie uns bis zum heutigen Tag berührt und
unterhält. In die neue Spielfassung von ‚Schwarzer Jahrmarkt', extra
eingerichtet für das Kleine Theater von Kabarettexperte Volker Kühn,
wurden weitere bekannte Neumann Chansons wie ‚Der Neanderthaler',
‚Die Dame von heute' und ‚Song vom Wirtschaftswunder' aufgenommen.
Also Hereinspaziert! Das Leben ist (heute noch immer) ein Rummelplatz!
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