Schon
zu Lebzeiten beflügelte sie die Phantasie mehrerer Groschenroman-Autoren.
An
der Grenze ist sie zuhause: an der Grenze zwischen Zivilisation und
Wildnis, zwischen Mann und Frau, zwischen Heldin und Sozialfall, vor
allem aber an der Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit.
Alles
an Calamity Jane mag Lüge sein, bis auf das eine: Es gab sie wirklich.
Um 1850 in Missouri geboren, soll sie ein Leben geführt haben, das
bis dahin Männern vorbehalten war: Konnte besser reiten als mancher
Cowboy, nahm an Feldzügen gegen die Indianer teil, fluchte, soff
und war die Gefährtin des legendären Western-Helden Wild Bill Hickock.
Worte
sind es, die sie ihren Taten leiht, Worte aber sind hier buchstäblich
Schall und Rauch: von irgendwoher dringt Country Musik, Lagerfeuer-Atmosphäre,
das Publikum sitzt auf Pferdedecken oder lagert auf Strohballen.
Die Zuschauer sind nicht nur Publikum, doch das merken sie erst,
als es zu spät ist und Jane bereits einen Zaun um sie herum geschlagen
hat. Rinder nämlich dürfen sich die Besucher wähnen, einige von
ihnen, so hört man, werden es zur anderen Seite nicht schaffen.
Schöne Aussichten. ,,Die Herde nie merken lassen, dass sie
unter Zwang steht“, ist ihre Devise, Singen soll beruhigend wirken.
Und so unterbricht Calamity Jane ihre Wild West Geschichten immer
wieder mit flotten Songs, dass das Publikum das drohendes Schicksal,
bald als Hackfleisch dem alten Mc Donald in die Hände zu fallen,
für kurze Zeit vergessen kann.
Janes
Probe auf ein erfülltes Leben endet im Suff. Ihre Erzählungen aber
beflügeln unsere Phantasie. Wie ein saftiges Filetsteak zieht sich
der abendliche Schlosspark gen Westen. Und an was liegt es? Die
Stadtstreicher erinnern heute alle ein wenig an Buffalo Bill.
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